Patricia Thielemann
über den Spirit Yoga Stil und ihr Teacher Training in Hamburg
In Berlin ist Spirit Yoga seit vielen Jahren fast schon eine Art Pilgerstätte für Yogis. Wer ernsthaft Asanas übt, hat hier mit ziemlicher Sicherheit schon eine der vielen Klassen in den über die Stadt verteilten drei Studios besucht. Spirit Yoga-Gründerin Patricia Thielemann ist es gelungen, eine eigene Handschrift in der zergliederten Yoga-Szene zu entwickeln. Klar, konzentriert, alltagstauglich und dennoch auf das innere „Licht“ zielend, so könnte man Spirit Yoga beschreiben. Auch das Teacher Training in dieser besonderen, aus dem Vinyasa Flow Yoga heraus entwickelten Richtung genießt einen exzellenten Ruf. In den vergangenen 14 Jahren wurden hier über 400 Yogalehrende ausgebildet. Jetzt kommt Patricia Thielemann mit ihrer Ausbildung in ihre Geburtsstadt Hamburg. In auf ein Jahr verteilten Modulen können sich Interessierte in der Hansestadt zum Yogalehrenden ausbilden lassen. Im folgenden Interview mit Patricia erfährst du Genaueres hierzu.
Patricia, Hamburg ist Deine Heimatstadt. Du lebst aber schon seit vielen Jahren in Berlin, davor warst Du lange in Los Angeles. Was zieht Dich jetzt wieder – zumindest zeitweise für ein Teacher Training – hierher? Die uralte Sehnsucht nach dem Hafen?
Hamburg ist und bleibt meine Heimatstadt. Außerdem ist Hamburg im Gegensatz zu Berlin weniger laut und einfach schön. Ich freue mich, die Spirit Yoga-Ausbildung in meine alte Heimat zu bringen. Denn in Berlin ist sie schon seit über zwölf Jahren erprobt und erfolgreich.
Patricia Thielemann leitet eine Yogaklasse beim Yogafestival in der Arava-Senke an, Israel 2018. Foto: Raphael Pincas
Mehr Informationen unter spirityoga.academy
Unterscheidet sich die Hamburger Yoga-Szene von der in Berlin? Sofern man so etwas überhaupt festmachen kann.
In Hamburg gibt es mittlerweile viele Studios und auch ein paar sehr gute Lehrer. Unsere klare, zeitgemäße Übersetzung des Yoga passt gut in die Hamburger Yoga-Szene. Letzlich haben Berliner und Hamburger mit den gleichen „Widrigkeiten des urbanen Miteinanders“ zu kämpfen. Das ist zwar jetzt etwas augenzwinkernd gesagt, aber eigentlich liegt hier ein ganz entscheidender Aspekt im Spirit Yoga-Stil. Den Yoga als Tool zu nutzen, um unseren temporeichen Lebensstil mit einem ruhigen Gegenpol auszubalancieren. Damit es möglich ist, in einem hochtechnisierten, oft kräftezehrenden Umfeld eine starke innere Mitte aufrecht zu erhalten.
Patricia Thielemann und angehende Yogalehrerinnen, Berlin 2017. Foto: Nadja Klier
Spirit Yoga hat einen merklichen Berliner „Stempel“. Du bist dort sehr bekannt, unterhältst mittlerweile drei gut laufende Studios. Wie passt Dein Stil nach Hamburg?
Schon seit Jahren gibt es viele Hamburger, die immer wieder in meine Berliner Studios zum Üben kommen. Und begeistert sind. Ich habe mich immer besonders gefreut, wenn sie fragten, wann Spirit Yoga auch etwas in Hamburg mache. Mit zwei kleinen Kindern und dem Aufbau der drei Berliner Studios ging es aber einfach nicht so schnell. Jetzt ist es endlich soweit. Wir können den Spirit Yoga-Stil nach Hamburg bringen.
Einige Dinge laufen bei Spirit Yoga ganz anders als bei vielen anderen Richtungen. Zum Beispiel üben nur sehr Fortgeschrittene bei euch den Kopfstand. Würdest Du uns euren Ansatz erläutern?
Bei Spirit Yoga haben wir eine klare Vorstellung davon, wie die Inhalte unserer Klassen sein müssen. Unser Ziel ist es, den Teilnehmenden das beste Erlebnis während der Praxis und das beste Ergebnis nach der Praxis zu bieten zu können. Dazu gehört unter anderem eine fein aufeinander abgestimmte Abfolge von Yogahaltungen.
Nehmen wir den Kopfstand: Um ihn sicher ausführen zu können, bedarf es intensiver Vorarbeit. Vor allem die Körpermitte sollte gestärkt werden. Die gesamte Körperkoordination ist im Kopfstand recht komplex. Deshalb machen wir erst einmal über einen längeren Zeitraum “einfache” Vorübungen. Auf diesem Weg kann man für sich herausfinden, wie weit man gehen möchte. Bevor es dann vielleicht eines Tages – ordentlich vorbereitet – tatsächlich in den Kopfstand geht. Aber ganz ehrlich: Die Wirkungen des Kopfstands können auch genauso gut mit alternativen, einfacheren Umkehrhaltungen erreicht werden.
Patricia Thielemann und Teilnehmende ihres Workshops während der Yoga-Konferenz, Shanghai 2018.
Du möchtest durch den Yoga und die damit verbundene Einkehr nach innen bewirken, dass Menschen auch im Außen, in ihrem Alltag, stark und verbindlich werden. Wie spiegelt sich dieser Ansatz in der Ausbildung wider?
Mir ist es wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem die Menschen vom Alltag abschalten und auftanken können. An dem sie Linderung von Rückenschmerzen und Schulterverspannungen finden und auch einen seelischen Ausgleich. Zugleich ist der Spirit Yoga-Stil körperlich fordernd und kräftigend und trifft auch damit unsere Lebenswirklichkeit. Er hilft, die Belastungen des täglichen Lebens zu meistern.
In der Ausbildung zeigen wir einen Weg auf, wie man eine starke und kraftvolle Verbindung zu sich selbst findet. Und wir helfen dabei, diesen Zustand aus dem Kursraum heraus in den Alltag zu transportieren und in das eigene Leben zu integrieren. Wenn das in der Ausbildung verstanden wurde und selber gelebt wird, ist ein ungemein wichtiger Schritt getan, um später die Praktizierenden in den Klassen zu inspirieren.
Wie läuft die Ausbildung grob ab?
Die Ausbildung beginnt am 12.12.2018 und erstreckt sich über 10 Wochenenden und eine Intensivwoche in Hamburg. Hinzu kommt ein fünftägiges Modul in Berlin. Das Ganze ist klar durchstrukturiert und chronologisch aufgebaut. Zu Beginn werden die ethischen Regeln des Yoga und sämtliche physischen Aspekte zur Praxis vermittelt. Es folgen Anatomie, Yoga-Geschichte und -Philosophie, Didaktik, Stimmtraining und vieles mehr. Darüber hinaus gibt es eine kontinuierliche Begleitung für den individuellen Yogaweg.
Worauf dürfen sich die Schüler besonders freuen? Und worauf freust Du Dich am meisten?
Spirit Yoga bietet viele Facetten. Da wird sich jeder über den Teil der Ausbildung freuen, der am meisten mit seiner Persönlichkeit und derzeitigen Lebenssituation räsoniert. Ich persönlich freue mich, dass bald auch in Hamburg qualifizierte Spirit Yoga-Lehrer arbeiten. Und somit auch Hamburger diesen präzisen Stil praktizieren können, der ihnen hilft, in ihre innere Mitte zu kommen bzw. in ihr “Licht zu treten”.
Interview: Stefanie Schütte